Übersetzung des Stückes „Der Baum“ von Alexander Moltschanow durch Irina Bondas

Irina Bondas hat das Stück Der Baum von Alexander Moltschanow aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt. Autor und Übersetzerin haben ihr Einverständnis erteilt, dass das deutschsprachige Komitee für interessierte Verlage oder Theater den Kontakt herstellt. Nachfolgend können Sie über den Button „Herunterladen“ einige Informationen zu Autor und Stück lesen. Danach folgt ein kurzer Auszug aus dem Stück.

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Alexander Moltschanow

Der Baum

Stand-up-Tragödie

 Übersetzung aus dem Russischen von Irina Bondas

Der eigenartigste Feind des Menschen ist die Hoffnung. Dieses Biest hat mehr Opfer auf dem Gewissen als alle Staaten zusammengenommen. Wenn Sie einen wirklich weisen Rat brauchen, hören sie auf die Verzweiflung. Aber Sie dürfen sie bloß nicht mit Mutlosigkeit verwechseln. Denn ein wirklich tragisches Weltbild hat man, wenn einem die ganze Zeit zum Totlachen ist.

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Teil 1: Mein Sohn wird zum Baum

Früher war davon eins von eintausend Kindern betroffen, dann eins von einhundert.

Heute eins von sechzig.

Sie sagen, wir hätten ein Jahr. Das letzte Jahr, in dem er noch aussieht wie ein Mensch. Danach werden sie ihn uns wegnehmen und in den Wald pflanzen. In Europa und den USA gibt es dafür spezielle Parks in den Vorstädten, in skandinavischen Ländern sogar innerhalb des Stadtgebiets. Dort wissen die B-Eltern, wo ihre Kinder wachsen. Sie können in den Park gehen und ihren Baum besuchen. Sie können mit ihm sprechen, ihn anfassen.

Wir nicht.

Sie stellen es dar als Großzügigkeit ihrerseits. Sie verstecken unsere Kinder. Sie wollen nicht, dass jemand sieht, wie wir in einem Park mitten in der Stadt weinen. Sie wollen nicht, dass wir zu anderen B-eltern Kontakt haben. Und vor allem wollen sie nicht, dass wir eine Gemeinschaft bilden.

Noch gibt es keine Gemeinschaft, noch sind wir vereinzelt, sie können so tun als gäbe es uns nicht. Deswegen verstecken sie unsere Kinder im dunklen Wald. Gut für sie, dass beinahe ganz Russland ein dunkler Wald ist. Der beste Ort der Welt, um etwas Merkwürdiges und Erschreckendes zu verstecken.

Aber ich habe eine Idee. Einen Plan sogar. Dan bleibt hier. Keiner nimmt ihn mir weg. Ja, ich habe einen Plan.

Wissen Sie, ich habe mich gefragt … Wo bleiben die Kinder, bevor sie zu uns kommen? Mir gefällt der Gedanke, dass sie auf einer Wolke sitzen und runtergucken. Sie gucken auf uns herab. Sie wählen uns aus. Und wir müssen gut sein, oder zumindest müssen wir ihnen so vorkommen, bevor sie ihre Entscheidung treffen. Wenn wir schlecht sind, wählen sie jemand anderes. Gute Kinder bekommen gute Eltern. Und schlechte Eltern bekommen die Kinder, die es nicht geschafft haben, sich die guten Eltern zu schnappen.

Jetzt frage ich mich die ganze Zeit: Was haben wir angestellt? Wofür werden wir bestraft?

Ich denke, dass wir immer gut waren. Oder sagen wir mal: nicht furchtbar schlecht.

Ich liebe Anna, sie liebt mich, aber ein ganz reines Gewissen habe ich nicht.

Ich bin sechs Jahre älter als Anna und war verheiratet, bevor ich sie kennen lernte.

Meine erste Frau … das war eine Studentenehe. Wir kannten einander kaum und hatten keine Ahnung, wie das funktioniert. Wir wollten einfach die ganze Zeit vögeln.

Wir haben nie rausgefunden, wie das funktioniert. Wie man eine Beziehung führt.

Unsere Ehe zerfiel und ich ließ meine Frau mit einem kleinen Mädchen, unserer Tochter, zurück und zog aus unserer Heimatstadt nach Moskau.

All diese Jahre schickte ich ihnen jeden Monat Geld. Jedes Jahr fuhr ich in meine Heimatstadt und traf meine Tochter. Ich erfüllte meine väterlichen Pflichten, wie man so sagt. Aber es gehört mehr dazu, ein guter Vater zu sein.

Das ist meine Schuld, meine Sünde, mein Fluch. Ich habe die Frau nicht geliebt, aber ich durfte das Kind nicht zurücklassen. Das ist kein Gesetz. Aber das ist eine Regel, und ich habe gegen die Regel verstoßen.

In Moskau traf ich Anna und verliebte mich. Wir waren jung und sehr arm. Aber wir wussten, dass mit der Zeit alles gut werden würde.

Ich schrieb, Anna arbeitete als Grafikdesignerin in einer Zeitung und wir waren sehr, sehr glücklich. Eine glückliche Familie ist gut für die Beteiligten, aber schlecht für die Dramaturgie, langweilig für das Publikum.

Ich erinnere mich an den Tag … es war ein Samstag. Früher Winter. Überall lag Schnee, der Schnee glänzte in der Sonne, es war ein sehr sonniger Tag.

Ich wartete im Flur. Anna kam aus dem Sprechzimmer, die behäbige Ärztin an ihrer Seite, sie unterhielten sich und lächelten beide. Anna trat zu mir und gab mir etwas. Es war ein Ultraschallbild. Ich sah einen Kopf und zwei kleine Flügel. Das waren keine Arme, das waren Flügel, ich schwöre. Mein Sohn, mein kleiner Engel.

Ich kann mich kaum an den Tag erinnern, an dem Dan geboren wurde. Morgens fuhr ich Anna ins Krankenhaus und wieder heim. Am Mittag rief sie mich an und sagte: „Dan ist da.“

Ich sah ihn am nächsten Tag. Er hatte ein lustiges, grimmiges Gesicht.

Anna sagte, dass ihr ein Kaiserschnitt gemacht werden musste. Die Nabelschnur hatte sich um Dan gewickelt. Damals habe ich mir nichts dabei gedacht. Später wurde uns das oft vorgehalten. Bei jeder Gelegenheit eigentlich.

In seinem ersten Lebensjahr war er ein gewöhnlicher Säugling. Nur dass er nicht schlief.

Wir gingen um zehn Uhr schlafen. Nach einer halben Stunde fing Dan an, sich in seinem Bettchen herumzuwälzen und zu weinen. Ich nahm ihn auf den Arm und ging mit ihm auf und ab durchs Zimmer. Und dann schlief er ein. Wenn ich ihn wieder ins Kinderbett legte, fing er an zu weinen.

Er beruhigte sich erst um fünf, manchmal um sechs Uhr morgens.

Ich stand um sieben auf, um zu schreiben.

Wir brauchten Geld, deswegen hatte ich mehrere große Projekte angenommen: Krimiserien für Prime. Sehr gut bezahlt und sehr viel Stress mit Korrekturen. Ich schrieb an drei Serien gleichzeitig. Das wäre nicht einfach gewesen unter normalen Bedingungen und sehr schwer bei zwei Stunden Schlaf pro Tag.

Als die Serien ausgestrahlt wurden, merkte ich, dass es überall um Kinder ging: Kindesentführung, Pädophilie, geschmuggelte Diamanten in Babywindeln.

Alle meine Protagonisten hatten Kinder. In meinen Serien erweiterten sich die Handlungsstränge um Kinderthemen und verdrängten die Aufklärung der Verbrechen. Wenn mein Ermittler zu einem Zeugen nach Hause kam, flüsterte dieser: „Leise! Die Kinder schlafen.“

Der Schlafentzug dauerte drei Monate. Danach fand ich eine Lösung. Draußen schlief Dan sofort ein. Also stellte ich den Kinderwagen auf den Balkon. Jeden Abend saß ich dort und schaukelte den Wagen. Dan schlief. Ich konnte auf dem Handy Filme gucken, lesen und Musik hören. Hier konnte ich mir meine Geschichten ausdenken. Anna und ich schliefen abwechselnd. Einer schläft, der andere schaukelt den Wagen auf dem Balkon.

Das war eine gute Zeit. Aber, wie man bei uns im Autorenzimmer sagt: eine Katastrophe bahnte sich an.

Ich ging jeden Tag mit Dan spazieren. Es war Frühherbst, die Tage sonnig. Dan war zehn Monate alt. Ich fuhr seinen Kinderwagen durch den Park. Als er den Kinderspielplatz sah, stand er auf und stapfte direkt durch die Baumreihen auf die Schaukel zu. Ich filmte es mit meiner Handykamera: Dan in seinem Kapuzenpulli mit lustigen Bärenohren auf der Kapuze, wie er durch den Wald geht, zum Zaun kommt, die Stäbe greift und anfängt, mit beiden Händen daran zu rütteln. Er hatte nicht gesehen, dass es einen Meter weiter einen Eingang gab und empörte sich, dass ihm der Zaun im Weg stand.

Das war unser letzter glücklicher Tag.

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CALL 2021, Documents

Translation: Pauline Wick

Eurodram Selection 2021

Documents required for the submission of a translated play to the German Language Committee (Wolfgang Barth, vieuxloup@t-online.de):

The translated play in its German version (as a PDF or Word document)

A separate document (you can just copy-paste the form below, fill it out, print it out, sign it, scan it as a PDF and send it to the email address listed above) with the following information:

Title of the play (original and translated title): xxx

Playwright: xxx

Translator and translator’s contact details: xxx

Source language: xxx

Place and time of writing: xxx

Place and time of translation: xxx

Short summary (approx. 5 – 10 lines)

Short introduction to the playwright and his/her previous work

Short introduction to the translator and his/her previous work

If applicable:

Publishing house: xxx

Place and time of the publication of the translation: xxx

Readings, premiere, productions of the translation: xxx

Funding or awards received for the translation: xxx

Signed declaration (playwright/translator/publisher, if applicable):

As the owner of the rights, I hereby permit that the translation of the play xxx may be passed on within the German-speaking committee to decide on the Eurodram 2021 selection. It may be used free of charge for readings within Eurodram events.

Place, Date                                                           Signature/Role

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CALL FOR SUBMISSION OF SCRIPTS TRANSLATED INTO GERMAN – DEADLINE: 31st December 2020

Nachrichten / Termine / Über uns / EURODRAM – Deutschsprachiges Komitee

Translation: Pauline Wick

EURODRAM is a European network for drama in translation aiming to promote exchange between translators, writers and the European theatre scene.

In 2020/2021, the GERMAN LANGUAGE COMMITTEE will be accepting plays that have been translated into German.

The original script language can either be a European language, a language from the Mediterranean or a language from Central Asia.1)

We are looking for contemporary translations, meaning the translation cannot be more than 3 years old. Please note that we will not accept translations that have already been submitted in previous years. The deadline for 2020/2021 is the 31st of December 2020.

Who is eligible? Writers, translators and publishers are entitled to make submissions. Writers and publishers may submit one text only, while translators are allowed to submit one text per writer.

In submitting a translation, authors, translators and – if applicable – publishers agree that the translation may be passed on within the committee to help decide on this year’s selection. They also have to agree that the translation may be used free of charge for readings in connection with EURODRAM events. All this information as well as other necessary details are included in the document you can access via the link Documents.

The GERMAN LANGUAGE COMITTEE selects three texts from the submissions and publishes its selection on the 21st March 2021.

Through readings and discussions, EURODRAM intends to present the plays to the public – ideally with the writers and translators present. In the past, those events have been realised in cooperation with a variety of theatres in Germany and Austria, such as the Theaterhaus G7 in Mannheim, Theatre Drachengasse Vienna, Schauspiel Leipzig and the National Theatre Mannheim.

We will propose the translators who win the selection to work on translations of plays that won previous selections of the EURODRAM committee that covers their respective language. Additionally, we try to arrange funding/scholarships for those translation projects.

Please send your text with the required documents to Wolfgang Barth, member of the coordination team of the German Language Committee, at vieuxloup@t-online.de.

The deadline for submissions is the 31st December 2020.

EURODRAM is a non-profit European association registered in Luxembourg (Luxembourg Business Registers No. F11931). Link to the statutes.

Plays that were originally written in German and have been translated into one of the other languages represented within the network may be submitted to the committee coordinator of the respective target language. Deadline is the 31st December 2020. Please note that the procedures of the individual committees may differ.

For more information please see: http://eurodram.org/user-notice/  . Contact: http://eurodram.org/contact/

1) Texts written in a variety of an original European language spoken on other continents (American, Australian or Indian English, Central and South American Spanish or Portuguese, etc.) can unfortunately not be considered.

AUFRUF ZUR EINSENDUNG VON INS DEUTSCHE ÜBERSETZTEN THEATERTEXTEN BIS 31.12.2020

Nachrichten / Termine / Über uns / EURODRAM – Deutschsprachiges Komitee

EURODRAM ist ein europaweit agierendes Netzwerk für Theater in Übersetzung, das den Austausch zwischen Übersetzer*innen, Autor*innen und der europäischen Theaterszene fördert.

Das DEUTSCHSPRACHIGE KOMITEE nimmt im Jahr 2020/21 bis zum 31.12.2020 Übersetzungen von Theaterstücken ins Deutsche entgegen.

Mögliche Ursprungssprachen sind die des europäischen Sprachraumes bzw. Sprachen des angrenzenden Mittelmeerraumes und Zentralasiens.1)

Die Übersetzungen sollen nicht älter als drei Jahre sein. Von der Einreichung bereits in den Vorjahren eingesandter Texte bitten wir abzusehen.

Einsendeberechtigt sind Autor*innen, Übersetzer*innen und Verlage. Autor*innen und Verlage dürfen einen Text, Übersetzer*innen pro Autor*in einen Text einreichen.

Mit der Einsendung müssen Autor*innen, Übersetzer*innen und ggf. Verlage ihr Einverständnis erklären, dass die Übersetzung zur Ermittlung der Auswahl innerhalb des Komitees weitergegeben werden darf und für Lesungen im Rahmen von EURODRAM-Veranstaltungen kostenlos zur Verfügung steht. Diese und weitere notwendige Angaben sind in dem Dokument unter dem Link Unterlagen aufgeführt.

Das DEUTSCHSPRACHIGE KOMITEE wählt aus den Einsendungen drei Texte aus und veröffentlicht das Ergebnis am 21. März 2021. Die Stücke sollen in Lesungen und Diskussionen möglichst in Anwesenheit der Autor*innen und Übersetzer*innen der Öffentlichkeit  vorgestellt werden. Bisher geschah dies in Zusammenarbeit mit dem Theaterhaus G7 in Mannheim, dem Theater Drachengasse Wien, dem Schauspiel Leipzig und dem Nationaltheater Mannheim.

Den Übersetzer*innen der Auswahl schlagen wir Übersetzungen aus den vergangenen Auswahlen des ihrer Sprache entsprechenden EURODRAM-Komitees vor und versuchen, hierfür Stipendien zu vermitteln.

Texteinsendungen mit den erforderlichen Unterlagen nimmt das Mitglied des Koordinator*innenteams des deutschsprachigen Komitees, Wolfgang Barth, unter vieuxloup@t-online.de entgegen.

Einsendeschluss ist der 31.12.2020.

EURODRAM ist eine in Luxemburg registrierte, nicht gewinnorientierte europäische Vereinigung (Luxembourg Business Registers Nr. F11931). Link zu den Statuten .

Im Original auf Deutsch verfasste Texte, die in einer Übersetzung in eine der anderen Sprachen des Netzwerks vorliegen, können bis zum 31.12.2020 an die Koordinator*innen des für die Zielsprache zuständigen Sprachkomitees geschickt werden. Bitte beachten Sie, dass die Modalitäten der einzelnen Komitees ggf. voneinander abweichen können.

Informationen hierzu finden Sie unter: http://eurodram.org/user-notice/ . Ansprechpartner*innen: http://eurodram.org/contact/

1) Texte, die in einer Variante einer europäischen Ursprungssprache verfasst wurden, die auf anderen Kontinenten gesprochen wird (amerikanisches, australisches oder indisches Englisch, mittel- und südamerikanisches Spanisch oder Portugiesisch etc.) können leider nicht angenommen werden.

AUFRUF 2021, Unterlagen

Eurodram-Auswahl 2021

Zur Einsendung der Übersetzung eines Stückes an das deutschsprachige Komitee (Wolfgang Barth, vieuxloup@t-online.de) notwendige Unterlagen:

Das Stück in deutscher Übersetzung (PDF- oder Word-Format)

Zusätzlich auf gesondertem Blatt (z. B. dieses einfach kopieren und eintragen, ausdrucken,  unterschreiben, als PDF einscannen und an o.g. Adresse schicken; das Formular kann auch über den Button am Ende dieses Textes heruntergeladen werden):

Titel des Stückes (Original und Übersetzung): xxx

Autor*in: xxx

Übersetzer/in mit Kontaktdaten: xxx

Ursprungssprache: xxx

Ort und Zeitpunkt der Abfassung: xxx

Ort und Zeitpunkt der Übersetzung: xxx

Kurze Inhaltszusammenfassung (ca.5 bis ca. 10 Zeilen)

Kurze Vorstellung der/des  Autor*in und der bisherigen Arbeit

Kurze Vorstellung der/des Übersetzer*in und der bisherigen Arbeit

Gegebenenfalls:

Verlag: xxx

Ort und Zeitpunkt der Veröffentlichung der Übersetzung: xxx

Lesungen, Uraufführung, Aufführungen der Übersetzung: xxx

Förderungen, Preise der Übersetzung: xxx

Unterschriebene Erklärung (Autor*in / Übersetzer*in / ggf. Verlag):

Hiermit erlaube ich als Rechteinhaber*in, dass die Übersetzung des Stückes xxx zur Ermittlung der Auswahl Eurodram 2021 innerhalb des deutschsprachigen Komitees weitergegeben werden darf. Sie darf für Lesungen im Rahmen von Eurodram-Veranstaltungen kostenlos verwendet werden.

Ort, Datum                                                                  Unterschrift / Funktion

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