Branchentreff Theaterübersetzen am 25.09.2022 im Maxim Gorki Theater Berlin.

Wolfgang Barth, Blažena Radas, Charlotte Bomy am Stand des deutschsprachigen Komitees Eurodram beim "Begegnungsparcours" (siehe Programm). Foto: DÜF

In vielen Gesprächen konnten wir die Arbeit des deutschsprachigen Komitees erklären und Kontakte zu anderen Institutionen und Personen herstellen.

  • Andrea Zagorski (Projektleitung Gegenwartstheater und Übersetzung / Journal beim ITI) bestätigte die voraussichtliche Möglichkeit, die Jahreshauptversammlung 2023 des Netzwerkes, falls sie in Berlin stattfindet, in den Räumen des ITI durchzuführen.
  • Sandra Hetzl und Nora Haak erklärten die besonderen Schwierigkeiten der Theaterübersetzung aus dem Arabischen. Übersetzer*innen verfügen oft über ein klassisches Arabisch. Auf dieser Grundlage vorgenommene Übersetzungen sind in der Regel eher für klassisch arabische Texte geeignet. Für die zeitgenössische Theaterübersetzung sind Kenntnisse regionaler Dialekte und verschiedener regionaler Sprachen notwendig, die man nur über die tägliche Sprachpraxis und das Leben im Land oder im Kontakt mit Muttersprachler*innen erwerben kann, es sei denn, man ist selbst Muttersprachler*in und verfügt gleichzeitig über umfangreiche deutsche Sprachkenntnisse. Die Kombination beider Qualitäten ist selten, bei den Referent*innen aber gegeben. Für das arabischsprachige Komitee EURODRAM ist es wichtig, dies zu wissen (Kontakt über Wolfgang Barth). Übersetzungen von arabischen Theaterstücken ins Deutsche andererseits können beim deutschsprachigen Komitee eingereicht werden (Aufruf). Hier besteht jedoch die Schwierigkeit, dass oft die Übersetzung direkt vom gesprochenen Original auf der arabischsprachigen Bühne für ein deutschsprachiges Theater in der Praxis vorgenommen wird, der Text sich also immer wieder verändert und es nicht immer eine vertretbare schriftliche Gesamtfixierung gibt. Wir ermutigen dennoch, solche Texte für die Auswahl 2023 einzureichen.
  • Blažena Radas führte aus, dass Übersetzungen von Stücken aus Nichtmainstreamsprachen immer seltener bei deutsprachigen Verlagen oder Theatern landen. Einer der Gründe hierfür sei, dass sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf Krisengebiete richte und den literarischen Markt in diesem Sinne orientiere. So etwa verschwand das Interesse an Übersetzungen aus dem Bosnischen, Kroatischen, Montenegrinischen und Serbischen mit dem Ende der Kriege im ehemaligen Jugoslawien und wendet sich jetzt der Ukraine zu. Daraus leitet sich der Gedanke her, das deutschsprachige Komitee könnte die Wahrnehmung weniger im Vordergrund stehender Sprachen durch die Auswahl 2023 oder durch zusätzlich zur Auswahl zu benennende Stücke fördern. Ob dies geschehen soll, bedarf allerdings einer komiteeinternen Diskussion.
  • Beeindruckend war, dass sowohl das Stück von Sybille Berg, „Es sagt mir nichts das sogenannte Draußen“, am Vorabend im Gorki Theater als auch alle Veranstaltungen des Branchentreffs in Gebärdensprache übersetzt wurden. Beim Stück befand sich die Übersetzerin auf der Bühne und spielte direkt mit, auch die Schauspielerinnen benutzten zeitweise Gesten der deutschen Gebärdensprache DGS. Die Beiträge des Branchentreffs wurden simultan von mehrern Übersetzerinnen in beide Richtungen übersetzt. Der Impulsbeitrag von Pia Jendreizik (Schauspielerin, Gebärdenpoetin) und Wera Mahne (Regisseurin) bezog sich u. a. auf die faszinierenden Erfahrungen der Gruppe „Leute wie die“, bei deren Aufführungen taube und hörende Menschen gemeinsam spielen. Die hierzu mitgeteilten Informationen und auch die Erklärungen von Pia Jendreizik zur Problematik der sprachraumübergreifenden Gebärdensprachen sind von zentraler Bedeutung für EURODRAM, da wir an der Konstituierung eines Komitees für Gebärdensprache arbeiten, und wurden bereits an Laetitia Dumont-Lewi, Koordinatorin des italienischsprachigen Komitees, die diese Bemühungen federführend betreut, übermittelt. Weitere Kontakte können über das deutschsprachige Komitee hergestellt werden.
  • Die auf unserer Homepage vorgestellte Übersetzung der Stücke PLATIN/UNISONO von Abke Haring aus dem Niederländischen ins Deutsche von Christine Bais war in einer beeindruckenden AUDIOINSTALLATION zu hören (siehe Programm).
In Vorbereitung des Branchentreffs hat Charlotte Bomy eine Visitenkarte im Postkartenformat herstellen lassen, die uns ab jetzt zur Verfügung steht.
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