Aufruf zur Einsendung von Übersetzungen fremdsprachiger Theaterliteratur

EURODRAM ist ein europaweit agierendes Netzwerk, das sich der Förderung und Verbreitung von Theaterliteratur und deren Übersetzung verschrieben hat.

Das DEUTSCHSPRACHIGE KOMITEE nimmt in diesem Jahr wieder Übersetzungen von Theaterstücken ins Deutsche entgegen,

  • die in dieser Übersetzung bis zum Einsendeschluss noch nicht aufgeführt oder veröffentlicht wurden.
  • Ursprungssprachen können alle anderen europäischen Sprachen bzw. die Sprachen des angrenzenden Mittelmeerraumes und Zentralasiens sein.*
  • Die Übersetzungen sollten nicht älter als fünf Jahre sein; pro Übersetzer/in nehmen wir einen Text an.
  • Auch Verlage sind einsendeberechtigt; Verlage selbst können jeweils max. 3 Texte einreichen.
  • Von der Einreichung bereits in den Vorjahren eingesandter Texte bitten wir abzusehen.

Das DEUTSCHSPRACHIGE KOMITEE wählt aus den Einsendungen drei Texte aus, die 2019 am THEATER DRACHENGASSE/WIEN in szenischen Lesungen und Diskussionsrunden präsentiert werden, möglichst in Anwesenheit der Autoren/Autorinnen und Übersetzer/Übersetzerinnen.

Außerdem vergeben wir in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt Österreich unter den in Österreich ansässigen Übersetzern/Übersetzerinnen ein Übersetzungsstipendium in Höhe von 1.300 Euro.

Den zu übersetzenden Text wählt der Übersetzer/die Übersetzerin in Absprache mit dem Deutschsprachigen Komitee aus den vergangenen Selektionen des entsprechenden anderen EURODRAM-Komitees aus. (Einsendungen von Übersetzern/Übersetzerinnen, die nicht in Österreich ansässig sind oder ausdrücklich nicht an dem Stipendium interessiert sind, sind dennoch herzlich willkommen.)

Wir verbreiten und bewerben die ausgewählten Texte gezielt unter Theatermachern und Fachleuten innerhalb und außerhalb des Netzwerks.

Texteinsendungen nimmt die Koordinatorin des Deutschsprachigen Komitees, Ulrike Syha, gerne unter syha@gmx.net entgegen.

Einsendeschluss ist der 10.1.2019.

Im Original auf Deutsch verfasste Texte, die in einer Übersetzung in eine der anderen Sprachen des Netzwerks vorliegen, können bis zum 31.12.2018 an die Koordinatoren des für die Zielsprache zuständigen Sprachkomitees geschickt werden.

Die Adressen finden Sie unter: http://www.eurodram.org

Bitte beachten Sie, dass die Modalitäten der einzelnen Komitees ggf. voneinander abweichen können.

Weitere Informationen zur Arbeitsweise von EURODRAM und zu unseren vergangenen Veranstaltungen und Projekten finden Sie unter: http://www.eurodram.wordpress.com

* Texte, die in einer Variante einer europäischen Ursprungssprache verfasst wurden, die auf anderen Kontinenten gesprochen wird (Amerikanisches, australisches oder indisches Englisch, mittel- und südamerikanisches Spanisch oder Portugiesisch etc.) können leider nicht angenommen werden.

Stipendium: Greg Liakopoulos übersetzt Raoul Biltgen

Interview mit Greg Liakopoulos zu seiner Übersetzung des Stückes Der freie Fall von Raoul Biltgen ins Griechische.

Die Übersetzung wurde ermöglicht durch Unterstützung des Bundeskanzleramts Österreich.

Foto Greg Liakopoulos
Der Regisseur und Übersetzer Greg Liakopoulos | Foto: Daniel Schlegel

Wolfgang Barth: Lieber Greg, du hast das Stück Der freie Fall von Raoul Biltgen aus dem Deutschen ins Griechische übersetzt. Kannst du uns etwas über deinen Werdegang, dein Leben und deine Arbeit erzählen, damit plausibel wird, wie es dazu kam?

Greg Liakopoulos: Ich habe in Athen Schauspiel studiert, und nach zwei Jahren der Arbeit in der dortigen freien Szene bin ich nach Hamburg gezogen, um an der Theaterakademie Hamburg Regie zu studieren. Mittlerweile wohne ich in Berlin und arbeite sowohl in Deutschland als auch in Griechenland als Regisseur, Dramaturg und Übersetzer.

Meine Tätigkeit als Übersetzer ist aus der Theaterpraxis entstanden: Ich war unzufrieden mit einigen Übersetzungen aus dem Deutschen, die mir begegnet waren, und wusste, dass es tolle Stücke gab, die noch nicht ins Griechische übersetzt wurden.

Kamen dir Inhalt und Form des Stückes entgegen oder spielte das bei der Übersetzung keine Rolle?

Ich empfinde Übersetzen als eine dem Original gegenüber sehr verantwortungsvolle Arbeit. Das heißt für mich, dass ich mich in jeden Text verliebe, den ich übersetze. Der freie Fall war keineswegs eine Ausnahme.

Gab es sprachlich oder inhaltlich besondere Herausforderungen oder Probleme? Liegt hierin ein Unterschied zu früheren Übersetzungen?

Dieses Stück bedient sich einer Alltagssprache, die aber rhythmisiert ist und stark mit Wiederholungen arbeitet. Den Rhythmus eines Textes in eine andere Sprache zu übertragen, ist immer eine Herausforderung. Dazu kommen auch die Wortspiele, die Biltgen eingebaut hat, die immer eine gewisse Kreativität erfordern. Vor allem war es aber auch das erste Mal, dass ich ein Stück übersetzt habe, das hauptsächlich an ein jugendliches Publikum gerichtet ist.

Die Thematik des Stückes ist für Deutschland hochaktuell. Adressaten sind besonders Jugendliche. Sicher führten auch diese Gesichtspunkte zur Auswahl durch Eurodram. Wie sieht es damit nach deiner Einschätzung in Griechenland aus? Meinst du, dass das Stück dort auf Interesse stößt?

Leider sind rassistische und religiöse Vorurteile auch in Griechenland nichts Unbekanntes. Auch unter Jugendlichen. Es ist gerade weltweit eine Blütezeit für nationalistische Erzählhaltungen und Verschwörungstheorien, da ist Griechenland keine Ausnahme. Es wäre nur wünschenswert, dass die Kunst ein Gegengewicht dazu darstellen könnte. Hoffentlich kann Der freie Fall etwas in diese Richtung leisten.

Kannst du uns knapp etwas zur aktuellen griechischen Theatersituation sagen? Passt das Stück in die griechische Theaterlandschaft? Gibt es eine Aussicht auf Aufführung und Verbreitung?

Sehr kurz zusammengefasst: Eine riesige, bunte, unüberschaubare Theaterlandschaft mit sehr knappen Geldmitteln und geringer staatlichen Unterstützung.

Es gibt bereits Interesse von einer Regisseurin am Stück, mal sehen was daraus wird.

Die Übersetzung wurde vom österreichischen Bundeskanzleramt gefördert. Hat das gut geklappt?

Auf jeden Fall. Es lief alles bis jetzt ziemlich unkompliziert.

War die Übersetzung dein erster Kontakt zu Eurodram? Kannst du uns aufgrund deiner Erfahrung Empfehlungen für unsere weitere Arbeit geben?

Ja, das war meine erste Kooperation mit Eurodram. Ich finde, es handelt sich um eine höchst unterstützenswürdige Initiative, die eine Lücke zu füllen versucht, und zwar die europaweit mangelnde Vernetzung von Theaterautor*innen und –übersetzer*innen. Es freut mich auch sehr zu sehen, dass das deutschsprachige Komitee von Eurodram eines der aktivsten ist und dass engagierte Menschen dafür arbeiten.

Was ich mir wünschen würde, wäre: noch mehr Austausch! Vielleicht ein Treffen der Übersetzer*innen und der Autor*innen?

Wolfgang Barth für Eurodram, 13.11.2018

Auswahl 2018: die Übersetzerstipendien

Anlässlich der Präsentation der Auswahl 2018 originalsprachlicher Theatertexte am Theater Drachengasse in Wien am 16. April 2018 konnte das deutschsprachige Komitee auch schon die Vergabe der Übersetzerstipendien bekanntgeben.

Die große Frage wurde bis zum Schluss aufgespart: Welches Stück wird von wem in welche Sprache übersetzt?

Biltgen, Busch, Moradpour, Bochert, Syha, Barth | Foto: C. Mayer

Wir freuen uns sehr, nun auch hier bekanntzugeben:

DAS RECHT DES STÄRKEREN von Dominik Busch wird von Anna Lengyel ins Ungarische übersetzt. Die Übersetzung wird von ProHelvetia gefördert.

DER FREIE FALL von Raoul Biltgen wird von Greg Liakopoulos ins Griechische übersetzt. Die Übersetzung wird vom österreichischen Bundeskanzleramt gefördert.

EIN KÖRPER FÜR JETZT UND HEUTE von Mehdi Moradpour wird von Iryna Herasimovich ins Belarussische übersetzt. Die Übersetzung wird vom Goethe-Institut gefördert.

 

Die Veranstaltung selbst wurde außerdem vom Deutschen Übersetzerfonds gefördert.

Wir gratulieren den Übersetzer*innen und den Autoren und wünschen eine hervorragende Zusammenarbeit. Den Förderern danken wir sehr, dass diese entscheidenden Schritte möglich gemacht werden. Wir sind sehr gespannt, in welche Richtung sich die Arbeiten entwickeln und werden an dieser Stelle berichten.

 

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